Blühstreifen

In der Stadt gibt es viele Flächen, welche durch Blühstreifen und Staudenbepflanzung aufgewertet werden können. Dazu zählen: Verkehrsbegleitgrün an Straßen, Fahrradwegen und Straßenbahngleisen sowie Verkehrsinseln und Kreisverkehre. Der aktuelle Standard von Straßenbegleitgrün ist aktuell artenarmer Rasen, welcher keinen Lebensraum für Insekten bietet und daher ökologisch keinen Wert hat. Stattdessen können Straßenränder und Co. relativ einfach mit Wildblumensaatgut und Staudenbepflanzung ökologisch aufgebessert werden, bzw. kann die Blütenpracht einfach durch eine Reduzierung der Mahd erreicht werden. Z.B. wurde in einem Pilotprojekt in Leipzig die Mahd eines Mittelstreifens von sieben Mal jährliche auf nur zwei Mal jährlich reduziert. Innerhalb weniger Monate hatte sich eine Blühoase mit hohem Insektenreichtum entwickelt. Darüber hinaus können Verkehrsinseln und Kreisverkehre entsiegelt und eine Staudenmischpflanzung angelegt werden. Bei Sanierung und Neubau von Straßen können Blühstreifen gleich mitangelegt werden.

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Vorteile von Blühstreifen

  • Lebensraum und Nahrung für Insekten, Bienen und Vögel. Im Sommer bieten die Blühstreifen den Insekten Nahrung, im Winter können Insekten in den abgestorbenen Pflanzen überwintern.
  • Lebensraum für seltene und gefährdete Pflanzenarten: Da Blühstreifen am Straßenrand nicht gedüngt werden, sind sie eine der wenigen verbliebenen naturnahen Lebensräume, denn nährstoffarme Böden fördern die Biodiversität.
  • Verbindung von Biotopen: Die Blühstreifen können von Insekten wie Wanderwege genutzt werden, um in andere Biotope zu gelangen und sich fortzupflanzen
  • Abkühlung des Stadtklimas durch entsiegelte Flächen
  • Verschönerung des Stadtbildes
  • Förderung der Biodiversität und Beitrag zu der Verhinderung des Insektensterbens.
    • Artenreiche Blühstreifen können 50 bis 80 Pflanzenarten aufweisen. Jede Pflanzenart bietet Nahrung und Lebensraum für durchschnittlich 20 Tiergruppen (z.B. Käfer, Schmetterlinge, Heuschrecken, Bienen, Vögel).

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Umsetzung

Neben dem Neuanlegen von Blühstreifen und Staudenbepflanzungen, ist die Reduzierung der Mahd ein sehr effektiver Weg, um das Stadtgrün insektenfreundlicher zu gestalten. Hinweise zur Mahd finden sich weiter unten, an dieser Stelle wollen wir uns auf das Anlegen von Blühstreifen mit einer Wildblumensamenmischung fokussieren. Hier ein Beispielvideo zur Visualisierung unserer Anleitung.

  1. Auswahl der Pflanzen und Samen:
    • Bei der Auswahl ist zu beachten, ob es sich um einen sonnigen oder schattigen Standort handelt
    • Heimisches Saatgut und Artenzusammensetzung ist zu berücksichtigen. Gebietseigenes Saatgut ist an den Zertifizierungen VWW-Regiosaaten® und RegioZert® erkennbar
    • Z.B. kann das Saatgut “Silbersommer” für eine artenreiche Staudenmischpflanzung verwendet werden. Die Mischung ist pflegeleicht und anwenderfreundlich.
  2. Bodenvorbereitung:
    • Vor der Aussaat muss der Boden gelockert und eventuell die Grassode entfernt werden, da die Samen zum Keimen direkten Kontakt mit der Erde benötigen.
    • Wurde der Boden vorher gedüngt, muss er eventuell ausgehoben und durch ein nährstoffarmes Substrat ersetzt oder mit Sand untergehoben werden, da Wildblumen nährstoffarme Böden benötigen.
  3. Aussaat:
    • Der Zeitpunkt der Aussaat ist entscheidend damit die Blumen gedeihen. Am besten eignet sich der Zeitraum März bis Mai oder, je nach Pflanze, im Herbst.
    • Die Samen auf die Erde streuen und flach mit einem Rechen (maximal 1 cm) in die Erde einarbeiten.
  4. Angießen: Danach kann angegossen und den Blumen beim Wachsen zugesehen werden.
  5. Kommunikation mit der Öffentlichkeit: Am besten werden die Aussaat und der Nutzen von Blühstreifen gegenüber den Anwohner*innen kommuniziert und beispielsweise Schilder aufgestellt, um auf das Thema aufmerksam zu machen und evtl. Pflege-Patenschaften zu organisieren.

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Pflege und Wartung

  • Bei Trockenheit müssen die Blühstreifen eventuell gegossen werden.
  • Manchmal wird Unkraut jäten notwendig, was aber auf ein bis drei Mal pro Jahr beschränkt werden kann.

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Wichtig zu beachten

  • Bevor die Pflanzaktion umgesetzt wird, sollte abgeklärt werden, ob die Flächen zu anderen Zwecken genutzt wird (z. B. Rasensport, Flohmärkte etc.), damit es zu keinen Konflikten kommt
  • Die Reduzierung der Mahd ist ein sehr effektiver und kostensparender Weg, um mehr Artenvielfalt in der Stadt herzustellen. Um die Mahd zu reduzieren, muss mit der Stadt (meistens dem Grünflächenamt) zusammengearbeitet werden, da dieses dafür zuständig ist. Hier einige Hinweise zur Mahd:
    • Die Komplettmahd von Gras- und Blühflächen führt dazu, dass Insekten in allen Entwicklungsstadien (Eier, Larven und Puppen) ausgelöscht werden. Daher muss bei der Mahd ein Teil der Fläche ungemäht bleiben (10-30 %), sog. partielle Mahd. So bleibt für Insekten Nahrung und Lebensraum vorhanden, auf den sie ausweichen können.
    • Oft wird bereits gemäht (z. B. Ende Mai), bevor die Blumen ausgesamt haben. So können sie aber nicht mehr im nächsten Jahr blühen.
    • Ein bis zwei Mahdtermine sind pro Jahr ausreichend. Am besten sollte die erste Mahd zwischen Anfang Juni und Mitte Juli stattfinden und die zweite Mahd ca. drei Monate später.

Zusammenfassung und weiteres Infomaterial

Pilotprojekte an denen sich Kommunen und Bürger*innen gut orientieren können werden hier beschrieben:

Quellen:

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Benötigtes Material

  • Passende Setzlinge, Stauden und/oder Samenmischungen (am besten gebietseigene Samenmischungen verwenden)
  • Gartengeräte zur Bodenbearbeitung, wie Gartenschaufel, Gartenhacke, Rechen etc.
  • Gießkanne
  • Evtl. Werbe- und Informationsmaterial für die Aktion, wie z. B. Flyer, Schilder, etc.

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Kosten

  • Kosten für das Abräumen des vorherigen Pflanzenbestandes, Bodenaustausch und Neueinsaat können bei 30 bis 40 Euro pro Quadratmeter liegen. Ohne Bodenaustausch können Blühstreifen aber auch deutlich günstiger angelegt werden.
  • Durch die Reduzierung der Mahd können außerdem die Pflegekosten gesenkt werden.
  • Deutlich geringere Pflegekosten entstehen durch Staudenpflanzungen im Vergleich zu mehrmals im Jahr erfolgenden Anpflanzungen durch Blumen (Wechselflorbepflanzung).

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Rechtliche Aspekte und Ansprechpartner*innen

Je nach Standort und Art des Projektes müssen eventuell Genehmigungen von der Stadt oder privaten Grundeigentümer:innen eingeholt werden.

Das Bild zeigt eine mit vielen verschiedenen blühenden Stauden bepflanzte Verkehrsinsel zwischen zwei Straßen. Im Hintergrund ist eine große Wiese und ein Wald zu sehen.
Eine mit Stauden bepflanzte Verkehrsinsel © kommbio/Stefanie Herbst
Das Bild zeigt einen Blüstreifen mit lilanen Blüten des Wiesensalbeis neben einer Straßenbahnstrecke, auf der gerade eine Straßenbahn vorbeifährt.
Wiesenstreifen neben einer Straßenbahnlinie. Hier dominiert der Wiesensalbei © Garten- und Tiefbauamt Freiburg im Breisgau)

Auf den drei Bildern unten wurde das artenarme Grün samt Boden entfernt, mit nährstoffarmem Substrat aufgefüllt und heimisches Saatgut angesät © Büchnerstadt Riedstadt – Matthias Harnisch

Zu sehen ist eine zugewachsene Brachfläche zwischen zwei Straßen. Am Rand hängt ein Einbahnstraßenschild an einer Straßenlaterne
Vorher
Zu sehen ist ein bunter Blühstreifen zwischen zwei Straßen. Am Anfang des Blühstreifens wurde ein grauer großer Stein platziert. Im Hintergrund ist eine Wohnsiedlung zu sehen.
Nach 5 Jahren
Zu sehen ist ein bunter Blühstreifen zwischen zwei Straßen. Am Anfang des Blühstreifens wurde ein grauer großer Stein platziert. Im Hintergrund ist eine Wohnsiedlung zu sehen.
Nach 10 Jahren