Naturbasierte Lösungen für klimaresiliente Nachbarschaften

Ob heiße Tage, trockene Monate ohne Regen oder zu viel auf einmal bei Starkregen – die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits vor der eigenen Tür zu spüren. Naturbasierte Lösungen, also Maßnahmen, die von der Natur inspiriert oder unterstützt werden, helfen Klimawandelfolgen zu begegnen.

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Das Bild zeigt eine überflutete Straße während des Hochwassers in Halle 2013. Das Wasser steht ca. einen halben Meter hoch und verdeckt die Straße komplett. Im Hintergrund steht eine Häuserreihe und ein Baum.
Hochwasser in Halle 2013 © Sumo4fun Flickr

Was ist Klimaanpassung?

Die Klima(folgen)anpassung setzt sich mit der Entwicklung von Strategien und Maßnahmen auseinander, die zu einer Reduzierung der Empfindlichkeit natürlicher und menschlicher Systeme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels führen wie z.B. Dürren, Hitze und Starkregen. Typische Beispiele solcher Maßnahmen sind der Bau von Hochwasserschutzanlagen, die Verwendung trockenresistenter Pflanzen in der Landwirtschaft oder die Entwicklung von Hitzeaktionsplänen. Klimaanpassung ist nicht mit Klimaschutz zu verwechseln. Letzterer umfasst Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemission durch die Vermeidung neuer Treibhausgasemissionen, z.B. durch erneuerbare Energien oder die Verkehrswende, oder durch die Bindung von Treibhausgasen in natürlichen Senken, wie Wäldern oder Mooren.

Beispiele zu konkreten Klimaanpassungsmaßnahmen und -projekten in der Praxis lassen sich in der Tatenbank des Umweltbundesamtes finden.

Was sind naturbasierte Lösungen?

Naturbasierte Lösungen sind gestalterische Maßnahmen, die von der Natur inspiriert sind und der Bewältigung ökologischer und sozialer Herausforderungen wie dem Biodiversitätsverlust, Temperaturanstieg, der Luftverschmutzung, Ernährungssicherheit, menschlichen Gesundheit oder dem Katastrophenschutz dienen. In Städten werden beim Einsatz naturbasierter Lösungen die von Pflanzen, Wasser, Böden und anderen natürlichen Elementen bereitgestellten Ökosystemleistungen genutzt, um die Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit, also die Resilienz von Städten zu erhöhen.

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Das Bild zeigt eine begrünte Versickerungsmulde mit einzelnen Bäumen in Cottbus. Sie trennt den Fußgängerweg von der Straße und dem Fahrradweg.
Versickerungsmulde © Nicole Wozny
Das Bild zeigt ein begrüntes Haus. An einer Säule ranken sich Pflanzen empor und begrünen das Gebäude bis zum 1. Obergeschoss.
Begrüntes Haus © Nicole Wozny

Was sind Beispiele von naturbasierten Lösungen zur Klimaanpassung von Städten?

Es gibt verschiedene naturbasierte Lösungen zur Förderung der Klimaanpassung von Städten. Zum Beispiel verbessert die Entsiegelung und Begrünung von Böden nach Starkregenereignissen die Versickerung des Regenwassers und verringert somit das Hochwasserrisiko. Dasselbe gilt für bepflanzte Versickerungsmulden und Rigolen. Grün- und Wasserflächen wie Parkanlagen, urbane Wälder, Flüsse, Auen oder Seen speichern Regenwasser, kühlen durch Verdunstung die Umgebung und sorgen selbst in heißen Sommern für kühle Orte zum Verweilen. Insbesondere schattenspendende Bäume verstärken diesen Kühleffekt und tragen gleichzeitig zur Verbesserung der Luftqualität bei.

In Stadtteilen, in denen eine Wiederherstellung, Aufwertung oder Neuschaffung von Grünflächen nicht möglich ist, können beispielsweise Dach- und Fassadenbegrünungen eingesetzt werden. Sie können die ökologischen Funktionen von Grün- und Freiflächen auf versiegelten und bebauten Flächen bis zu einem gewissen Grad ersetzen, indem sie Wasser zwischenspeichern, die Verdunstung erhöhen und die Gebäudeoberfläche beschatten. Darüber hinaus werden Niederschlagsspitzen reduziert und damit Entwässerungssysteme und Kanalisationen entlastet. Zudem kühlen sie im Sommer Gebäude und verhindern Wärmeverluste im Winter, wodurch Energie für Klimaanlagen bzw. Heizungen eingespart wird. Zuletzt schützen sie die Bausubstanz vor Witterungseinflüssen und filtern Schadstoffe aus der Luft.

Vorteile von naturbasierten Lösungen

Förderung der Biodiversität: 

Naturbasierte Lösungen schaffen vielfältige Lebensräume, in denen unterschiedliche Pflanzen- und Tierarten leben können. Diese erhöhen die Artenvielfalt und stabilisieren das ökologische Gleichgewicht und tragen so zur Stärkung des lokalen Ökosystems bei. Durch die Renaturierung von städtischen Flächen, wie Parks und Grünanlagen, bieten naturbasierte Lösungen wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Zudem ist die Biodiversität essenziell zum Erhalt und der Förderung von Ökosystemdienstleistungen.

 

Artenschutz: 

Naturbasierte Lösungen unterstützen den Artenschutz, indem sie bedrohten Arten ein Zuhause bieten. Durch das Aussäen von Wildblumenwiesen oder die Renaturierung von Feuchtgebieten, wird ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz geleistet. Zudem wird das Überleben von Pflanzen und Tieren gesichert und ihre Populationen stabilisiert.

 

Verbesserung des Mikroklimas: 

Grüne Infrastrukturen wie Parks, Fassadenbegrünungen oder Gründächer helfen das Mikroklima in Städten zu regulieren. So können sie beispielsweise die Lufttemperatur senken, über Frischluftschneisen die Belüftung der Stadt fördern, die Luftfeuchtigkeit erhöhen oder die Sonneneinstrahlung reduzieren und somit für ein besseres Wohlbefinden sorgen.

 

Kühlung:
Pflanzen haben einen natürlichen Kühlungseffekt, da sie durch Verdunstung von Wasser und Schattenspende die Umgebungstemperatur senken. Naturbasierte Lösungen können somit den städtischen Wärmeinseleffekt abmildern und dadurch auch das Wohlbefinden der Bewohner*innen steigern, besonders während Hitzewellen.

 

Wasserretention und Entlastung der Kanalisation: 

In Städten wird das Oberflächenwasser zu einem großen Teil in die Kanalisation abgeleitet (etwa 70 bis 90 %, je nach Art der Versiegelung), was zu einer Überlastung der Abwassersysteme führen kann. Naturbasierte Lösungen, wie Stadtwälder oder Parks, können dazu beitragen, die Kanalisation zu entlasten, indem sie Regenwasser aufnehmen, langsam versickern lassen oder es an die Umgebung abgeben. Dadurch wird die Belastung der Kanalisation deutlich reduziert und gleichzeitig ein wirksamer Schutz vor Überschwemmungen gewährleistet, indem Wasser gespeichert und zurückgehalten wird.

 

Grundwasserneubildung:

Das Grundwasser stellt eine bedeutende Quelle zur Trinkwassergewinnung dar. Die Grundwasserneubildung ist hierfür ein entscheidender Prozess, der durch Regeneinfall gefördert wird. Naturbasierte Lösungen spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der Grundwasserneubildung, insbesondere in städtischen Gebieten, in denen die natürlichen Prozesse durch Versiegelung und Bebauung stark eingeschränkt sind. Durch bspw. die Begrünung von Flächen kann Regenwasser in den Boden versickern und gefiltert werden, wodurch die Grundwasserreserven aufgefüllt und gefördert werden.

 

Kohlenstoffbindung in Biomasse:

Für ihren Biomasseaufbau nehmen Pflanzen Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft auf und wandeln es durch Photosynthese mit Wasser in Glukose und Sauerstoff um. Naturbasierte Lösungen, die viel Biomasse integrieren können somit einen Beitrag zur Kohlenstoffbindung in Biomasse leisten, da sie den natürlichen Kohlenstoffkreislauf unterstützen und verstärken.

 

Verbesserung der Luftqualität:

Pflanzen filtern Schadstoffe aus der Luft, verbessern die Luftqualität und bieten eine natürliche Lösung für die Reduzierung von Feinstaub und CO2. Dies führt zu einer gesünderen Umwelt und Gesundheit für die Bewohner*innen von Städten.

 

Erosionsschutz:

Bepflanzungen im Rahmen vom Anlegen oder Aufwerten von naturbasierten Lösungen können vor Erosion schützen, indem sie den Boden stabilisieren und festigen. Die Wurzeln von Pflanzen halten den Boden zusammen und verhindern das Abrutschen von Erde, was besonders an Hängen und Ufern eine wichtige Rolle spielt.

 

Schalldämpfung: 

Pflanzen wirken als natürliche Schalldämpfer, indem sie Lärm absorbieren und die Geräuschkulisse in städtischen Gebieten verringern (besonders in verkehrsreichen Gebieten). Grünflächen wie Parks und Hecken bieten daher eine beruhigende Wirkung und tragen zur Lärmminderung bei.

 

Ästhetik & Erholung:

Grüne Landschaften und Naturflächen verschönern den urbanen Raum und laden im Gegensatz zu grauen versiegelten Flächen zum Verweilen ein und sind Orte zum Entspannen, zur Begegnung und zur Erholung von der Hektik des Alltags. Sie können somit der Stressminderung und der geistigen und körperlichen Gesundheit der Bewohner*innen von Städten dienen.

 

Steigerung der Lebensqualität:

Naturbasierte Lösungen können die Lebensqualität verbessern, indem sie naturnahe Orte kreieren, welche in Städten oft fehlen oder nur kleinräumig vorhanden sind. Grüne Städte können somit eine gesundheitsfördernde Umgebung schaffen und das Wohlbefinden der Bewohner*innen durch die Verbesserung der Luftqualität, Verringerung von Lärm und vermehrten Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung fördern.