Dachbegrünungen

Dachbegrünungen sind effektive Maßnahme zur Klimaanpassung und Förderung der Biodiversität, da sie das Mikroklima verbessern, das Gebäude isolieren und Lebensraum für Tiere und Pflanzen schaffen. Würden in den deutschen Städten alle Dächer nachträglich bepflanzt, könnten der Natur bis zu zwei Drittel der versiegelten Flächen zurückgegeben werden. Je nach Stärke der Substrat- oder Vegetationsschicht wird zwischen intensiver und extensiver Dachbegrünung unterschieden. Intensive Schichten sind 25 bis 35 Zentimeter hoch, extensive nur 3 bis 15 Zentimeter. Extensive Begrünung ist pflegeleichter und wegen des geringeren Gewichts vor allem für dünnere Dächer wie Garagen oder Hallen mit leichten Dachkonstruktionen zu empfehlen. Auf Intensivschichten können anspruchsvollere, höher wachsende Pflanzen und Gräser wachsen. Solche Gründächer sind pflegeaufwendiger, isolieren und kühlen das Gebäude aber deutlich effektiver.

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Vorteile einer Dachbegrünung

  • Verbesserung des Mikroklimas im Sommer durch Verdunstung und Beschattung des Gebäudes
  • Heizkosteneinsparung durch Isolierung im Winter
  • Klimaschutz und verbesserte Luftqualität durch Sauerstoffproduktion, Luftfilterung und C02 Speicherung
  • Speicherung und Filterung von Regenwasser, Entlastung der Kanalisation und Schutz vor Überflutung bei Starkregen
  • Lebensraum für Tiere wie Insekten und Vögel und verschiedene Pflanzen
  • Verschönerung des Stadtbildes und Erholungsort für die Bevölkerung
  • Dämpfung von Straßenlärm
  • Schutz des Dachs vor Witterungseinflüssen und mechanischem Verschleiß

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Planung

Bevor ein Gründach geplant wird, sollte sich vorher gründlich über die Standortbedingungen informiert werden. Dies beinhaltet Aspekte wie Statik, Entwässerung, Windsog, Schneelast, Brandschutz und An- und Abschlüsse. In jedem Fall sollte eine:n Architekt:in oder Dachdecker:in zurate gezogen werden, da ein begrüntes Dach das für das Gebäude zulässige Gesamtgewicht nicht überschreiten darf. Davon hängt auch ab, ob auf einem Dach Bäume, ein Kräutergarten oder nur flach wachsende Bodendecker gepflanzt werden können. Vor allem bei Flachdächern ist die maximale Traglast zu klären, weil je nach Bewuchs ein Gewicht von 25 bis 165 Kilogramm auf jedem Quadratmeter des Daches lastet. Begrünt werden können allerdings nicht nur Flachdächer, sondern auch schräge Dächer. Da hier jedoch auf Schub- und Erosionskräfte geachtet werden muss, sollte unbedingt ein:e Expert:in zu Rate gezogen werden. Es ist zu beachten, dass bei Arbeiten auf einem Gründach Vorkehrungen zur Absturzsicherung getroffen werden müssen. Dazu zählt nicht rückwärts zu gehen, sich nur im Randbereich des Gründaches aufzuhalten falls erforderlich, und darauf zu achten, dass Kinder das Dach nicht betreten.

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Umsetzung

  1. Verlegen einer Wurzelschutzfolie: Das Verlegen einer Wurzelschutzfolie ist erforderlich, wenn die Dachfläche nicht wurzelfest ist. Bei der Produktwahl sollte beachtet werden, dass sie nicht mit Bioziden behandelt wurde. Die Wurzelschutzfolie besteht aus verrottungsfesten Synthesefasern, die eine Beschädigung des Daches verhindern.Dabei sollte die Dachfläche besenrein sein, da vor allem spitze Gegenstände die Wurzelschutzfolie beschädigen könnten. Beim Verlegen der Wurzelschutzfolie sollte darauf geachtet werden den Überhang gleichmäßig über die Dachränder hängen zu lassen.

    Nach dem Verlegen der Wurzelschutzfolie über dem Dachablauf, schneidet ein Dachdeckher eine Öffnung in der Größe der Öffnungsweite des Dachablaufs in die Wurzelschutzfolie.

    Der Dachablauf wird freigeschnitten © Optigrün international AG

    Falls mehrere Wurzelschutzfolien erforderlich sind, sollten diese mit einer Überlappung von 1,5 m verlegt werden. Falls die Wurzelschutzfoliegrößer als die Dachfläche ist, sollte sie so abgeschnitten werden, dass sie im Randbereich gegen die Aufkantung gestellt und ggf. unter die Blechverwahrung gesteckt werden kann.Nach dem Verlegen der Wurzelschutzfolie über dem Dachablauf, sollte eine Öffnung in der Größe der Öffnungsweite des Dachablaufs in die Wurzelschutzfolie geschnitten werden.

  2. Verlegen eines Trenn-, Schutz- und Speichervlies:

    Das Trenn-, Schutz- und Speichervlies wurde von einer zur anderen Dachseite ausgelegt. Nach dem Verlegen des Vlieses über dem Dachablauf, wurde eine Öffnung in der Größe der Öffnungsweite des Dachablaufs geschnitten.

    Das Trenn-, Schutz- und Speichervlies wurde von einer zur anderen Dachseite ausgelegt © Optigrün international AG

    Das Trenn-, Schutz- und Speichervlies von einer zur anderen Dachseite auslegen.Die Überlappung sollte etwa 10 cm betragen und der Überhang auf die Größe der Wurzelschutzfolie gekürzt werden.Nach dem Verlegen des Vlieses über dem Dachablauf, sollte eine Öffnung in der Größe der Öffnungsweite des Dachablaufs geschnitten werden.

  3. Verlegen eines Drän- und Wasserspeicherelements: Die Platten der Festkörperdränage von einer Dachseite her Stück für Stück mit einigen Zentimetern seitlicher Überlappung verlegen.Die Plattenoberseite lässt sich leicht an den Entwässerungsschlitzen bzw. am Aufdruck erkennen.

    Die Platten der Festkörperdränagewurden von einer Dachseite her Stück für Stück mit einigen Zentimetern seitlicher Überlappung verlegt.

    Die Platten der Festkörperdränage © Optigrün international AG

    Die Dränschicht besteht aus mineralischem Schüttstoff wie Tonziegel, Lavastein oder Bims, die überschüssiges Wasser abführt, sodass keine Pfützen unter dem Bewuchs entstehen. Nach Verlegen der Festkörperdränage über dem Dachablauf, sollte eine Öffnung in der Größe der Öffnungsweite des Dachablaufs geschnitten werden.

  4. Verlegen eines-Filtervlieses:

    Das Filtervlies wurde auf der Festkörperdränage straff ausgebreitet. Nach dem Verlegen des Filtervlieses über dem Dachablauf, wurde eine Öffnung in der Größe der Öffnungsweite des Dachablaufs geschnitten, auf der ein Kontrollschacht angebracht wurde.

    Das Filtervlies auf der Festkörperdränage und der Kontrollschacht für den Dachabfluss © Optigrün international AG

    Das Filtervlies auf der Festkörperdränage straff ausbreiten. Bei mehreren Vliesstücken sollte die Überlappung etwa 10 cm betragen.Das Filtervlies hat die Aufgabe, ein Ausschwemmen von Feinteilen aus dem darüber liegenden Pflanzsubstrat zu verhindern.Nach dem Verlegen des Filtervlieses über dem Dachablauf, sollte eine Öffnung in der Größe der Öffnungsweite des Dachablaufs geschnitten werden.

  5. Einbau eines Kontrollschachts: Den Kontrollschacht über die Öffnung des Dachablaufs setzen.
  6. Verteilen des Substrats: Die Säcke mit Substrat gleichmäßig mit einem Rechen auf dem Dach verteilen und eben ziehen.

    Ein Dachdecker verteilt das Substrat gleichmäßig mit einem Rechen über dem Filtervlies auf dem Dach.

    Das Substrat wird gleichmäßig verteilt © Optigrün international AG

    Die Einbauhöhe beträgt etwa 6 bis 8 cm. Achte aber auf die Angaben des Substratherstellers, wie viel Gewicht pro Zentimeter Substratstärke für einen Quadratmeter Dachfläche zu veranschlagen ist.Ist mehr Substrat vorhanden, können kleine Hügel gebildet oder die Schichtdicke allgemein erhöht werden. Dabei ist zwingend die maximal mögliche Dachlast zu beachten. Im Anschluss kann das Filtervlies in den Randbereichen knapp über der Kies- oder Substratoberfläche abgeschnitten werden. Bei stärker geneigten Dächern können Rutschschwellen auf der Dachhaut ein Abrutschen der Substrate verhindern.

    Das Substrat wird bepfanzt.

    Das Substrat wird bepfanzt © Optigrün international AG

  7. Ausbringen des Saatguts und der Sedumsprossen: Die Sedumsprossen gleichmäßig ausstreuen. Das Saatgut in einem Eimer mit trockenem feinem Sand gut vermischen und gleichmäßig auf die Dachfläche ausbringen. Danach kann das Saatgut mit dem Rechen in die obere Schicht des Pflanzsubstrates eingearbeitet werden.
  8. Wässern und Fertigstellungspflege: Nach dem Ausbringen der Sedumsprossen und des Saatguts sollte das Gründach sofort gewässert werden. Dabei sollte es so lange gewässert werden, bis der gesamte Aufbau durchfeuchtet ist und Wasser beim Dachablauf abläuft. In der Keim- und Anwurzelungsphase, etwa während der ersten 3 Wochen, sollte das Substrat ständig feucht gehalten werden. Vor der Anwurzelung der Sedumsprossen müssen diese nur noch bei längerer Trockenheit gewässert werden.

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Pflege und Wartung

Eine extensive Dachbegrünung braucht insgesamt wenig Pflege. In der Regel sind pro Jahr ein bis zwei Pflegegänge erforderlich, der erste im März oder April und der zweite im September oder November. Aufkommende Gehölze, wie etwa Birken oder Weiden, sowie Kräuter, beispielsweise Klee, Löwenzahn und Wicken, werden am besten mitsamt der Wurzel entfernt, bevor sie aussamen. Höherstehende Gründach-Pflanzen müssen bei Bedarf geschnitten bzw. abgemäht werden. Sofern ein Kiesstreifen eingebaut wurde, sollte auch dieser frei von Pflanzen sein. In der Regel wird ein Gründach einmal pro Jahr gedüngt, entweder im Frühling oder im Herbst. Zum Düngen wird am besten ein mineralisch-organischer Langzeitdünger verwendet. Dieser Dünger eignet sich ideal als Grund- und Pflegedünger für extensive und intensive Dachbegrünungen. Dabei werden etwa 30 bis 35 Gramm Dünger pro Quadratmeter auf die Grünfläche ausgebracht. Kontrollschächte und darunterliegende Dachabläufe müssen jährlich überprüft und von Verunreinigungen gesäubert werden. Nur so ist gewährleistet, dass das Überschusswasser frei aus der Dachbegrünung ablaufen kann. Eine Bewässerung ist meist nur in den ersten drei Wochen während der Anwuchs- und Entwicklungsphase der extensiven Dachbegrünung erforderlich. Je nach Witterung sollten die Pflanzen in dieser Zeit etwa viermal pro Woche gegossen werden. Eine eingewachsene Extensivbegrünung braucht hingegen keine zusätzliche Bewässerung, auch nicht während eines heißen und trockenen Sommers. Lediglich in extremen Dürreperioden sollte die Begrünung zusätzlich bewässert werden. Es ist wichtig darauf zu achten, dass die Dachabdichtung bzw. Wurzelschutzfolie bei den Pflegearbeiten nicht beschädigt wird. Ein halbes Jahr nach der Installation der Dachbegrünung sollte ein gründlicher Check durch einen kundigen Dachdecker erfolgen. Weitere ausführliche Informationen zur Pflege und Wartung von Dachbegrünung gibt es hier.

Förderung und Einsparung

In vielen Fällen kann man sich die Kosten für die Dachbegrünung bezuschussen lassen. So gibt es etwa Förderprogramme in Hamburg, in Schleswig-Holstein, sowie in der Region Hannover. In Berlin gibt es das Förderprogram GründachPLUS und auf Bundes Ebene fördert die KfW-Bank und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle die Begrünung von Dächern.

Weiteres Infomaterial

Ausführliche Informationen zu Gründächern:

Pflanzen für eine extensive Dachbegrünung:

Beispiel einer begrünten Öko-Siedlung:

DIY-Anleitung für ein Gründach in 2 Stunden:

Tool zur optimalen Planung eines Gründachs in Bezug auf den Klimawandel:

Konfigurator zur Planung von Gründächern für Daten, Kosten, Richtlinien und Anforderungen:

Quellen:

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Benötigtes Material

  • Wurzelschutzfolie
  • Schutzvlies
  • Drainageplatten
  • Filtervlies
  • Kontrollschacht
  • Kies
  • Dachbegrünungssubstrat: 3 bis 15 cm bei extensiver und 25 bis 30 cm bei intensiver Begrünung
  • Pflanzen für extensive Begrünung: Mauerpfeffer, Krustensteinbrech und Dachwurz
  • Pflanzen für intensive Begrünung: Bergaster, Waldschmiele, Roter Sonnenhut, Fackellilie, Margerite, Bergenie, Rittersporn, Mädchenauge, Flockenblume
  • Absturzsicherung: Ab 3 m Höhe Vorschrift

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Kosten

  • Extensive Begrünung ca. 15 € pro m²
  • Intensive Begrünung ca. 60 € pro m²

Ein blauer Daumen nach oben vor einem gelben Kreis.Rechtliche Aspekte und Ansprechpartner*innen

  • Ein Gründach ist eine Maßnahme zur Versickerung von Regenwasser. Daher ist eine Abstimmung der Eigentümer*innen und Maßnahmenträger*innen mit der Wasserbehörde erforderlich, da Niederschlagswassergebühren eingespart werden können.
  • Die geltende Landesbauordnung gibt vor, ob für die Errichtung eines Gründaches eine Baugenehmigung erforderlich ist.
  • Das zuständige Stadtentwicklungsamt (Fachbereich Bauaufsicht) gibt Auskunft, ob und in welchem Verfahren ein Gründach beantragt bzw. angezeigt werden muss.
Zu sehen ist ein extensiv begrüntes Dach mit Moosen, Flechten und Sukkulenten. Im Hintergrund steht ein Wohnhaus mit weißer Fassade, neben einem kleinen Wäldchen.
Extensiv begrüntes Dach © Niklas Müller
Das Bild zeigt das bepflanzte Substrat eines extensiven Gründachs, das mit Hilfe eines Gitters vom Abrutschen abgehalten wird.
Das bepflanzte Substrat einer extensiven Dachbegrünung wird durch ein Gitter vom Abrutschen abgehalten © Niklas Müller
Das Bild zeigt eine intensive Dachbegrünung mit Stauden, Bäumen, Farnen und verschiedenen Gräsern. Ein Weg und verschiedene Sitzmöglichkeiten ermöglichen eine hohe Aufenthaltsqualität.
Intensiv begrüntes Dach © Niklas Müller
Das Bild zeigt eine intensive Dachbegrünung mit Stauden, Bäumen, Farnen und verschiedenen Gräsern. Ein Weg und verschiedene Sitzmöglichkeiten ermöglichen eine hohe Aufenthaltsqualität.
Ein intensiv begrüntes Dach bietet eine hohe Aufenhaltsqualität © Niklas Müller