Ohne Bienen, Insekten und Vögel wäre ein Leben auf dieser Welt nicht möglich, da diese Tiere wichtige ökologische Funktionen erbringen. Sie bestäuben Pflanzen und sorgen dadurch für unsere Nahrungsproduktion sowie die Bodenfruchtbarkeit. Unter anderem werden 80 % der Pflanzen durch Insekten bestäubt. Des Weiteren kontrollieren sie Schädlinge, indem sie die Bestände unerwünschter Tiere zurückdrängen. Die aktuelle Biodiversitätskrise zeigt, dass wir definitiv handeln müssen, um diese sogenannten Ökosystemdienstleistungen bewahren zu können. Durch zunehmende Versiegelung und Habitatszerstörung, benötigen diese Lebewesen ein neues Zuhause. Dabei gibt es vier Methoden, die wir euch vorstellen wollen:
- Bienen-/Insektenhotel: In vielen Gegenden gibt es immer weniger geeignete Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten wie Bienen, Hummeln und andere nützliche Insektenarten, die für die Bestäubung von Pflanzen und Erhaltung der biologischen Vielfalt wichtig sind. Ein Insektenhotel bietet diesen Tieren einen geschützten Lebensraum. Es ist in der Regel aus Holz gebaut und kann relativ einfach aufgestellt werden. Einmal installiert, unterstützt es die Artenvielfalt, indem es Bienen und anderen Insekten die Möglichkeit gibt, zu nisten und sich zu vermehren. Dies trägt aktiv zum Schutz bedrohter Insektenarten bei und kann die ökologische Balance im Garten oder in der Umgebung fördern.
- Nistkästen: Vögel haben immer weniger Möglichkeiten, geeignete Nistplätze zu finden, besonders in urbanen oder landwirtschaftlich genutzten Gebieten, in denen natürliche Höhlen oder Nistmöglichkeiten rar sind. Nistkästen bieten den Vögeln eine sichere und geschützte Brutstätte. Sie tragen dazu bei, den Rückgang von Vogelarten zu verhindern, indem sie ein Zuhause für Jungvögel bieten. Durch ihre Verwendung wird nicht nur der lokale Vogelbestand unterstützt, sondern auch die biologische Vielfalt gefördert.
- Stein-Pyramide: Eine Stein-Pyramide schafft einen idealen Lebensraum für wärmeliebende Tiere wie Eidechsen, Insekten und verschiedene kleine Wirbeltiere. Die Steine heizen sich tagsüber durch Sonneneinstrahlung auf und bieten so einen warmen Rückzugsort für Tiere, die Wärme benötigen, um sich zu regenerieren oder zu verstecken. Durch die löchrige Struktur zwischen den Steinen entstehen natürliche Verstecke, die von Tieren als Unterschlupf genutzt werden. Diese Struktur begünstigt das Wohlbefinden von Tieren wie Eidechsen, die sich gerne in der Sonne aufwärmen, sowie von Insektenarten wie der Wollbiene, die ähnliche Lebensräume bevorzugen. Somit trägt eine Stein-Pyramide nicht nur zum Schutz einzelner Tiere bei, sondern fördert auch die Vielfalt von Arten, die auf spezifische Lebensräume angewiesen sind.
- Käfer-Keller: Ein Käfer-Keller ist ein einfacher aber sehr effektiver Beitrag zur Förderung der Biodiversität. Der Aufbau besteht darin, ein Loch in den Boden zu graben und dieses mit natürlichen Materialien wie Totholz, Laub oder Stroh zu füllen, die von Käfern und anderen Insektenarten zersetzt werden können. Diese „Keller“ bieten den Tieren Schutz und Nahrungsquellen in Form von verrottendem Holz und Pflanzenmaterial. Sie sind ein wertvoller Lebensraum für eine Vielzahl von Insektenarten, darunter auch Käfer, die zur Zersetzung von organischem Material und zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts beitragen. Durch den Bau eines Käfer-Kellers wird die Artenvielfalt gefördert.
Vorteile
Förderung der Biodiversität: Sie bieten Lebensraum für viele nützliche Insektenarten wie Bienen, Schmetterlinge, Marienkäfer und Wildbienen. Wildbienen und andere Bestäuber tragen zur Bestäubung von Pflanzen und Obst bei, wodurch ebenfalls die Biodiversität gefördert wird.
- Schädlingsbekämpfung: Einige Insekten, wie Marienkäfer, fressen Schädlinge wie Blattläuse.
- Schutz vor Witterung: Die Methoden bieten Tieren Unterschlupf vor schlechtem Wetter und helfen Insekten, die kalten Monate zu überstehen
- Bildung und Bewusstsein: Schaffe ein Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten und deren Schutz. Idealerweise können kleine Infoschilder angebracht werden, die den Nutzen und die Effekte beschreiben.
- Kostengünstig: Für alle der vier Methoden benötigt man nur sehr wenige Materialien. Viele davon sind Holz oder ähnliche Materialien, die sehr kostengünstig in Baumärkten erworben werden können oder, wie bei der Käferfalle, in der direkten Umgebung in Form von Totholz oder anderen Pflanzenmaterialien kostenlos herumliegen.
- Einfache Pflege: Der Aufbau und die Umsetzung der Methoden sind relativ simpel und die Pflege recht einfach.
- Kreativität: Sie können in verschiedenen Größen und Formen gebaut werden, sodass du selbst entscheiden kannst, welches Design oder welche Konstruktion dir gefällt.
Umsetzung
Von den oben beschriebenen Methoden, beschreiben wir hier das Insektenhotel näher und verlinken euch weitere Seiten, auf denen ihr Anleitungen zum Selberbauen der anderen Methoden findet.
1. Standortplanung
Oft assoziieren wir Insekten wie Bienen oder Wespen als schmerzhaft stechende Tiere, die man sich nicht in seiner näheren Umgebung wünscht. Die viel häufiger auftretenden Wildbienen, sind aber nur an Blütennektar und Pollen interessiert. Sie sind sehr nützlich und völlig harmlos. Deswegen kannst du dein Insektenhotel auch ohne Sorge in deinem Garten aufstellen. Es ist effizient das Insektenhotel neben eine Wildblumen- oder Blühwiese aufzustellen, sodass Bestäuber direkten Zugang zu einer Nahrungsquelle haben und die Pflanzen bestäubt werden können. Zudem empfiehlt sich ein sonniger Standort, der die Insekten extra produktiv werden lässt. Durch einen sonnigen und warmen Standort wird auch garantiert, dass die Naturmaterialien nach Regen schnell trocknen, genauso wie die Insekten es brauchen. Ob auf dem Balkon, der Terrasse oder dem Garten spielt dabei keine Rolle.
2. Bau
Online sind Insektenhotels in den verschiedensten Farben, Formen und Größen zu finden. Möchtest du jedoch etwas sparen, kannst du dieses auch mit nur wenigen Materialien selbst bauen. Lasse dich dafür gerne online inspirieren und konstruiere dein ideales Insektenhotel. Du kannst entweder ein eigenes Holzgehäuse bauen oder einfach Tassen, Töpfe, Konservendosen oder Keramikbecher verwenden. Wichtig ist, dass das Insektenhotel vor Wind, Kälte und Regen geschützt ist. Hier findest du weitere Informationen darüber, was du bei einem Insektenhotel zu beachten hast und was du präventiv machen kannst.
3. Material/Füllung
Insekten lieben kleine, längliche Röhren, weswegen es sich anbietet Bambusstäbe oder Schilfrohre zu nutzen (beliebt bei Wildbienen). Aber auch Stroh oder dünne Äste, maximal 5 mm dick, können zum Befüllen genutzt werden (beliebt bei Florfliegen und Schmetterlingen). Die länglichen Röhren sollten alle einen Durchmesser von 2-8 mm haben und mit einem sauberen Schnitt auf eine Länge von 10 cm gekürzt werden. Danach muss die Schnittkante gesäubert werden, sodass sich die Insekten nicht verletzen. Am besten ist dafür eine feine Rundfeile oder feines Schleifpapier geeignet, um die Kanten weich zu schleifen. Auch können Holzblöcke verwendet werden, in die man mit einem Holzbohrer Löcher bohrt (Bspw. Holz von Eichen, Eschen und Obstbäumen). Grundsätzlich muss dabei nur darauf geachtet werden, dass das Holz nicht splittert oder mit Rissen versehen ist. Gebohrt werden sollte demnach vom Längsholz, also von der Seite, wo sich die Rinde befindet.
4. Befüllen
Sind das Gehäuse und Füllmaterial fertig vorbereitet, kann das Insektenhotel befüllt werden. Das Füllmaterial sollte eingeklebt werden. Besonders eignen sich dafür Gips, Holzleim oder Acrylkleber. Die Röhren sollten unbedingt lösemittel- und schadstofffrei eingeklebt werden. Klebe so viele Röhren oder bohre so viel Löcher, wie dein Gehäuse hergibt.
5. Aufhängen
Hänge das Insektenhotel in der Nähe einer geeigneten Nahrungsquelle (bspw. einer Blühwiese) in ca. 1 – 2 m Höhe auf. Das Insektenhotel kann ganzjährig ausgehangen werden. Hängst du es im öffentlichen Raum auf, ist es empfehlenswert noch ein kleines Schild zu basteln. Dieses kann entweder nur mit Insekten- oder Bienenhotel beschriftet sein oder einen kleinen Text enthalten, welcher Auskunft über dessen Nutzen gibt. So können auch andere Personen erfahren, wie nützlich diese Methode ist, und du leistest einen Beitrag zur Umweltbildung.
Pflege und Wartung
Insektenhotels benötigen so gut wie keine Pflege oder Wartung. Es gilt sogar weniger ist mehr. Eine Verfärbung des Holzes ist komplett normal und unbedenklich. Um dennoch Dreck oder Verschmutzungen zu entfernen, empfiehlt sich die Reinigung mit sauberem Wasser oder natürlichen Ölen wie bspw. Olivenöl. Die Reinigung sollte idealerweise im Frühsommer sein, da die meisten Insektenarten zu der Zeit herumfliegen, nach Nektar suchen und nicht zu Hause sind. Die Gänge des Insektenhotels bitte nicht reinigen, da sie es selbst tun. Ansonsten könnten dabei Larven getötet werden.
Bei Starkregenereignissen oder Stürmen sollte man kurz schauen, ob das Insektenhotel beschädigt wurde. Zudem muss darauf geachtet werden, dass keine Spinnweben zu sehen sind. Spinnen sehen das Insektenhotel als ideale und ausgiebige Nahrungsquelle, sodass sie sich gerne in der direkten Umgebung aufhalten. So ist Ausschau nach Spinnen geboten.
Wichtig zu beachten
Hier findest du noch einmal, welche Dinge du beim Bau und der Ausstattung deines Insektenhotels zu beachten hast.
Bei gekauften Insektenhotels solltest du jedoch vorsichtig sein, da diese aus behandeltem Holz gefertigt sein oder schädliche Farbe beinhalten könnten. Ebenfalls sollte auf eine Tiefe der Löcher von mindestens 10 cm geachtet werden. Schaue dir demnach genau die Artikelbeschreibung an und falls dort Informationen fehlen, kannst du den Hersteller nach weiteren Angaben kontaktieren.
Die Materialien sollten unbedingt unbehandelt und frei von chemischen Erzeugnissen sowie Pestiziden sein. Dies liegt daran, dass die Stoffe die Tiere irritieren oder sogar fernhalten könnten.
Rechtliche Aspekte und Ansprechpartner*innen
Grundsätzlich gibt es keine genauen Regelungen oder Vorgaben, wie die vorgestellten Maßnahmen zu sein haben oder wo sie aufgestellt werden dürfen. Dennoch sollte folgendes beachtet werden:
Öffentliche Flächen: Auf öffentlichen Flächen wie bspw. Parks oder städtischen Grünanlagen, muss die Genehmigung der zuständigen Behörde/Grünflächenamt, Stadt oder Gemeinde eingeholt werden.
Privatgrundstück: Auf dem eigenen Grundstück kannst du die vorgestellten Maßnahmen in der Regel vorschriftsfrei umsetzen. Wohnst du jedoch in einer Gartenanlage, so ist die Zustimmung des Vertreibers einzuholen. Auch ist auf baurechtliche Veränderungen zu achten. Besonders bei den Löchern für die Käfer-Keller, ist die Tiefe des Loches entscheidend. In der Regel ist ein Käfer-Keller 100 x 100 cm groß und 40 cm tief.
Förderung und Einsparung
Grundsätzlich gibt es keine Förderungen für Insektenhotels, jedoch sind Einsparungen möglich. So kannst du eine kostengünstige und idealerweise nachhaltige Konstruktion planen (bspw. mit Holz):
- Du kannst nicht mehr benötigtest Holz bei lokalen Baumärkten oder Gärtnereien anfragen und damit wiederverwenden (Upcycling).
- In Nachbarschaften kommen potentiell bestehende Bürgerfonds für eine Finanzierung in Frage, die beispielsweise über das Quartiersmanagement, Stadtteilmanagement oder Bürgerplattformen/-stiftungen verwaltetet werden.
- Über diverse Crowdfundingplattformen können zudem private Spenden gesammelt werden.
Weiteres Infomaterial
- Anleitung des NABU der Gruppe Xanten Insektenhotel
- Anleitung des NABU für Nistkästen
- Anleitung Stein-Pyramide
- Anleitung Käferkeller
Quellen:
https://www.gruen-denken.de/insektenhotel/
https://www.pflanzen-koelle.de/ratgeber/blog/insektenhotel-aufstellen-so-geht-es-richtig/
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/nistkaesten/index.html
https://keep-it-gruen.de/stein-pyramide/
https://www.nabu-xanten.de/artenschutz/insektenhotels-wildbienennisthilfen/
https://www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/tieren-helfen/insektenhotel-selber-bauen
https://www.garten-und-freizeit.de/magazin/insektenhotel-standort
https://www.oekotest.de/freizeit-technik/Kaefern-helfen-So-bauen-Sie-einen-Kaeferkeller_13140_1.html
http://www.insekten-hotels.de/insektenhotel-aufhaengen.php
https://www.luxus-insektenhotel.de/collections/insektenhotel-reinigung-pflege
https://www.tierhilfe-straubing.de/content/5efdd466/der-kaeferkeller/
Benötigtes Material (Insektenhotel)
Kosten
10 - 60 Euro